Ein Zwischenstand - Was war bisher los im Kunstbau?
Was passiert, wenn der Ausstellungsraum zum Ort des des Arbeitens, Forschens, Schraubens, Zusammenkommens, Spielens, Bauens wird?
Wie geht man mit einem Raum um, der bisher ganz anderen Regeln gefolgt ist? Seit dem 25. Juni ist das Team der Bildung und Vermittlung des Lenbachhauses mit Werkzeugkisten, Kaffeemaschine, vielen Ideen und noch mehr Fragen in den Kunstbau eingezogen. „Hallo, mein Name ist Kunstbau.“ – Ist das ein Atelier? Vielleicht ein bisschen. Ein Ort zum Verweilen? Hoffentlich. Eine Werkstatt? Auch. Ein Ausstellungsraum? In Teilen. Es ist ein Ort für Kunst, für Künstler*innen, für gemeinsames Ausprobieren, Bauen, Denken, Spielen. Ein Raum, in dem unterschiedliche Dinge gleichzeitig passieren können – nebeneinander, miteinander, manchmal im Widerspruch.
Mitgestaltet haben diesen Raum unterschiedliche Kollaborationen:
Als Raumfragen sind Künstler*innen im Kunstbau aktiv, die sich seit mehreren Jahren mit kollaborativen, soziokulturellen Projekten im Stadtraum beschäftigen. Fast täglich wird mit Schüler*innen der Mittelschule am Gerhart-Hauptmann-Ring in Workshops gearbeitet – aber auch mit Menschen, die spontan vorbeikommen. Im offenen Nachmittagsformat „No rules, just tools“ wird gehämmert, gesägt, geschraubt. Menschen jeden Alters bauen Architekturen, Fahrzeuge, Möbel und mehr - Dinge, die den Kunstbau erweitern, bespielen und ihm neue Möglichkeiten geben.
Eine andere Form des Forschens bringen Florian Gass und Mirja Reuter in den Kunstbau: Ihre Forschungsstation orientiert sich an Formen des Theaters und lädt zur Auseinandersetzung mit Werken und Fragen aus der Sammlung ein. Was bedeutet Forschen im künstlerischen Kontext? Welche Wissensformen dürfen mitspielen? Es entstehen Schattenfiguren und kleine Theaterstücke – spontan oder geprobt auf der Stabfiguren-Bühne. Ein Archiv mit Materialien von Kindern, Besucher*innen und der Lenbachhaus-Sammlung wächst hier weiter. Beim Workshop „Ein Hut, ein Fleck, ein Wirbelsturm“ am 4. Juli forschten Kinder und Jugendliche gemeinsam mit den beiden Künstler*innen und Lisa Kern (Provenienzforschung Lenbachhaus) zu ausgewählten Werken.
Andrea Lesjak hat die dritte Station des Projekts KOLLABS Musikbaustelle im Kunstbau initiiert – nach Teil eins und zwei im Münchner Stadtmuseum. Musiker*innen und Künstler*innen arbeiten live vor Ort miteinander und mit dem Publikum. Es wird geprobt, improvisiert, aufgenommen – neue Werke entstehen. Wer will, kann mitmachen. Das Format ist offen, performativ, experimentell – und stellt klassische Ausstellungspraxis im Museum infrage. Am 6. Juli ging es im KOLLABS los mit einem Konzert von Zoro Babel, Limpe Fuchs und Caspar Lesjak. Elke Lehmann zeichnete live dazu. Nun gibt es regelmäßig Konzerte, Studiotage, Workshops – das Programm wächst dynamisch weiter und ist über ein digitales Padlet einsehbar.
Was bisher los war
Darüber hinaus starteten die ersten Wochen mit mehreren Veranstaltungen: Beim Abend in Deutscher Gebärdensprache mit dem GMU München gmu.de am 2. Juli ging es um Inklusion, Barrieren, Sichtbarkeit.
Am Tag darauf diskutierten Andrea Lesjak (KOLLABS) und Elena Sinanina (BLACK LAND e.V.) blackland.berlin mit Lilli Roser vom ZKM Karlsruhe über die Idee von „Kontaktzonen“ im Museum – Orte, an denen neue Verbindungen, Austausch und produktive Konflikte entstehen können.
Zwischendurch gab es Lesekreise für Kinder und Erwachsene, Spiele, Bewegungsformate: Am 1. Juli verwandelte „Tanz mich, ich bin der Kunstbau“ mit Community Dance (Tanz inklus!ve und Tanz für Alle/DanceAbility) den Kunstbau in eine Tanzfläche – das Format geht mit unterschiedlichen Tanzangeboten weiter. Beim Kaffeeklatsch mit dem Lenbachhaus-Team tauschen sich Besucher*innen bei Zitronen- und Schokokuchen mit Mitarbeiter*innen des Museums aus, stellen Fragen, erzählen, was sie bewegt.